Die Seele Kommt nach

Filmbeschreibung

„Die Seele kommt nach“ ist ein halb-dokumentarischer, halb-fiktionaler autobiografischer Film, erzählt aus der Ich-Perspektive. Der Film dokumentiert die Erfahrung einer chinesischen Filmemacherin, die während der Pandemie aus einer chinesischen Großstadt in ein kleines norddeutsches Dorf zieht. Hier initiiert die Ich-Erzählerin gemeinsam mit einem kurz vor dem Ruhestand stehenden Pastor das Projekt „Kirchenkino“. Dadurch beginnen Vergangenheit und Gegenwart, Leinwand und Realität, für sie allmählich zu verschwimmen. Ihre Seele begegnet der eines kurdischen Geflüchteten, der vor 30 Jahren kurzzeitig in ihrem Haus lebte. Gemeinsam gehen sie auf Spurensuche nach einem aus dem Osten Vertriebenen der in der Nachkriegszeit im Ort Zuflucht suchte. Auf dieser Reise beginnen die Individuen, aus ihrer Isolation herauszutreten und Verbindung zu anderen Menschen aufzubauen.


Statement der Regisseurin Xiaoxue Li

„Zu Beginn des Projekts wollte ich einfach nur einen Dokumentarfilm über den Pastor meines Dorfes Kehdingbruch drehen, weil das, was er in den letzten 30 Jahren hier getan hat, ein steter Kampf gegen den Zustand der Isolation war. Aus meiner Sicht ist es eine indirekte Antwort in religiöser Sprache auf die gespaltene politische Lage der heutigen Welt. Nachdem unser Team mit den Recherchen und der Datensammlung für diesen Dokumentarfilm begonnen hatte, stellte ich fest, dass meine eigene Erfahrung als Migrantin, die versuchte, sich in dieses Dorf zu integrieren, in der Geschichte dieses Ortes bereits mehrfach passiert war – sei es während des Zweiten Weltkriegs oder in den mehreren Migrationswellen danach. Es fühlte sich an, als ob ich beim Verirren in der weiten, endlosen Ebene dieser Region plötzlich unsichtbare kleine Wege entdeckte. Einige dieser Wege führten nicht zu einem klaren Ziel, hinterließen jedoch unsichtbare Spuren an diesem Ort. So wollte ich, dass mein Film nicht nur den Einsatz des Pastors zeigt, sondern auch die Kämpfe und das Leid, die auf diesen abgeschiedenen Wegen stattgefunden haben. Wegen praktischer Schwierigkeiten und dem Schutz der Privatsphäre der Beteiligten war es mir jedoch nicht möglich, diese Geschichte nur dokumentarisch zu erzählen. So entstand die fiktionale Erzählung, die als Gegenstück zur Darstellung von Isolation fungiert. Sie beginnt in der Ich- Perspektive und erzählt von einer Begegnung zwischen mir und einem Migranten, der ebenfalls hier lebte, in einer imaginären Raum-Zeit. Aus der Perspektive des Buddhismus gesehen, sind wir immer dieselbe Person, da unser Leid das gleiche ist. Deshalb kann das „Ich“ im Film, das nicht tatsächlich vor der Kamera erscheint, sich in andere Personen „versetzen“ und sehen, was sie sehen. Der Perspektivwechsel ist nicht nur für die Erzählung und Ästhetik des Films von großer Bedeutung, sondern er ist auch der Schlüssel, um die Isolation zu überwinden. Meiner Ansicht nach ist es auch eine Fähigkeit, die in dieser Welt immer mehr verloren geht.“


Statement der Produzentin Sabine van Gemmeren

„Unser Film erforscht die integrative Kraft der Empathie, des vorurteilsfreien Miteinanders und auch des Glaubens in einer dörflichen Gemeinschaft. Neben wirtschaftlichen Faktoren sind es besonders auch diese Eigenschaften, die zur Entwicklung ländlicher Regionen und zur Stärkung von Dorfgemeinschaften beitragen. Und es ist die Summe der unterschiedlichen Begabungen, die ein Dorf stark macht. Das ist unsere Überzeugung. Damit ist unser Film auch ein politisches Statement für ein zugewandtes Miteinander der Menschen und die Kraft gelingender Integration. ‚Die Seele kommt nach‘ wird gemacht von einem professionellen Team aus Filmschaffenden und Filminteressierten. Unter Professionalität verstehen wir dabei nicht die Beherrschung eines kommerziellen Filmproduktionsprozesses oder die Erfahrung in internationalen Großprojekten, sondern vielmehr die Überzeugung und die Motivation, gemeinsam einen guten Film zu machen. Daher legen wir auch größten Wert auf gute Kommunikationsfähigkeiten. Dieser Anspruch korrespondiert mit dem zentralen Thema des Films – dem Perspektivwechsel. Wir möchten, dass der Produktionsprozess des Films mit dem Inhalt des Films eine Einheit bildet. Das Projekt ist eine gemeinsame Erkundung, ein Experiment und ein kollektiver künstlerischer Akt. Unser Produktionsteam besteht zu einem Teil auch aus hier beheimateten Filmschaffenden, sodass wir das Projekt so authentisch und zu unserer Region passend wie möglich umsetzen können. Es handelt sich um einen Arthouse- Film, der außerhalb der großen Studios mit geringem Budget und ohne große Spezialeffekt gedreht wird. Er wird gefördert unter anderem im Rahmen des LEADER-Programms, mit dem die EU die nachhaltige Entwicklung und Attraktivität von Dörfern in ländlichen Regionen als Wohn-, Wirtschaft-, Erholungs-, Sozial- und Kulturraum unterstützt.“


Mit diesem Vorhaben werden die Zusammenarbeit sowie die Umsetzung von Projekten zur nachhaltigen Entwicklung unterstützt. Ziel ist es, die zukunftsfähige Weiterentwicklung der LEADER Regionen unter Berücksichtigung von Interessen regionaler Gruppen zu fördern.